Wahre Schätze muss man finden

Der letzte Sommerurlaub liegt schon wieder einige Monate zurück und ich schwelge in Erinnerungen.

Beim Anschauen der Urlaubsfotos ist mir wieder eingefallen, dass ich Dir unbedingt von einer ganz besonderen Begegnung mit Jacques Bertrand aus Anduze erzählen wollte.

Wenn ich in Frankreich unterwegs bin, dann meistens etwas abseits der typischen Touristenpfade.

Ich liebe das ursprüngliche und wahre Leben hier und schaue gern hinter die Kulissen.

Wie so oft im Leben kommen die wahren Schätze unscheinbar daher und es lohnt sich genau hinsehen, um sie zu entdecken!

Anduze, das kleine Dorf der Töpferei

Schon seit dem Mittelalter ist die Töpferei durch die reichen Tonvorkommen, ein wichtiges Handwerk in dem kleinen Ort  Anduze, am Rande der Cévennen, in Südfrankreich.

Ein zauberhafter Ort, über den schon sehr viel geschrieben wurde.

Hilke Maunder hat auf ihrem Blog „Mein Frankreich“ einen ganz ausführlichen und sehr interessanten Beitrag über Anduze geschrieben. Wenn Dich der Ort interessiert, dann solltest Du hier unbedingt mal reinlesen:

Postkarte aus Anduze

Wie Anduze zu seinen Töpfen kam

1610 ließ sich ein Töpfer aus der Familie Boisset auf einem Töpfermarkt in Beauclaire von einer Vase aus Florenz inspirieren und entwickelte daraus seine eigene Interpretation dieser Pflanzgefäße.

Seitdem stehen die Blumenkübel vor vielen Rathäusern und öffentlichen Gebäuden in Südfrankreich.

Auch aus mondänen Parkanlagen oder herrschaftlichen Villen, bepflanzt mit Zitrusbäumen, Oliven oder Buchsbaum sind sie nicht mehr wegzudenken.

Rund um Anduze gibt es sie immer noch, die alten traditionsreichen Familienunternehmen, die ihr Töpferhandwerk meisterlich ausüben.

Anduze Vase mit Zitronen

Die Form der Vasen und die Farben ähneln sich, aber kleine Unterschiede im Dekor und in der Glasur machen jeden Topf zu einem absoluten Unikat.

Durch spezielle Verfahren während der Herstellung können die Vasen imprägniert werden, um eine leichte Frostresistenz zu bekommen.

Dieser Frostschutz ist für mediterranen Länder wohl ausreichend. Hier in Deutschland würde ich die guten Stücke aber im Winter immer reinnehmen. Wenn die Vasen mit Wärme liebenden Pflanzen bestück sind, brauchen sie sowieso einen warmen Platz zum Überwintern.

Liebe auf den ersten Blick

Schon bei meinem ersten Besuch hier in Anduze, das dürfte so 10 Jahre her sein, habe ich mich in die wunderschöne Form der Vasen verliebt und mir ein paar kleine Töpfe gekauft.

Ich nutze sie bei mir nicht nur als Blumentopf. Auch als Vase, für Tischgestecke oder einfach so als Deko sind sie einfach zauberhaft.

Jetzt bin ich wieder hier, mit dem festen Entschluss, neue Blumenkübel für noch mehr französischen Flair mit nach Deutschland zu nehmen. Ich weiß schon ganz genau, wo sie dann auf meiner Terrasse stehen sollen.

 Bepflanzt mit Olivenbäumchen verwandelt sich meine Sitzecke mehr und mehr in mein kleines französisches Paradies, das ich hier in Deutschland so schmerzlich vermisse.

Eine reiche Auswahl macht die Entscheidung nicht leichter

Aktuell gibt es in und um Anduze ca. 10 Töpfereien.

Die Verkaufsstätten sind ganz oft auch die Orte, an denen die Vasen und Töpfe in traditioneller Handarbeit produziert werden.

Mehrere Töpfereien bieten kleine Führungen an oder Du kannst direkt zuschauen, wie die Tontöpfe entstehen.

Von kleinen Minivasen, bis zu riesigen Pflanztöpfen, findest Du in den Ausstellungen die für diese Vasen typischen Farben: blau, rot, grün und gelb, wie sie traditionell  in der Provence üblich sind, mit unterschiedlichen Dekoren.

Einige Töpfer haben sich auf Vasen im antiken Stil spezialisiert und wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich denken, dass diese Töpfe Jahrhunderte überdauert haben.

Wahre Schätze wollen gefunden werden

Auf der Suche nach meinen Vasen habe ich alle Töpfereien vor Ort besucht und mir einen Überblick über das Angebot verschafft.

Wie so oft im Leben kommen die wahren Schätze ganz unscheinbar daher und es lohnt sich genau hinschauen, um sie zu entdecken!

Meine ganz persönlichen Lieblinge habe ich bei Ampholia entdeckt.

Fasade von Ampholia Anduze Töpferei

Man muss schon aufpassen, um das Haus mit der grauen Fassade und der, von der Sonne verblassten Aufschrift „Ampholia“ nicht zu übersehen.

Im Vorgarten stehen ein paar Vasen und ein verwittertes Holzschild zeigt an, dass sich hier eine Poterie befindet.

Hinter dem eisernen Tor, rechts neben dem Haus, befinden sich im Garten ein unscheinbares Gebäude, das gleichzeitig Ausstellung und Töpferei ist.

Zuerst habe ich mich nicht getraut, einfach so in den verwunschenen Garten zu spazieren und ehrlich gesagt konnte ich mir absolut nicht vorstellen, dass ich grade hier fündig werde!

Abtauchen in eine andere Zeit bei Ampholia

Mit einem freundlichen „Bonjour“ lädt mich Monsieur Bertrand in seine Werkstatt ein und ich tauche sofort ab in eine andere Zeit.

In einem Natursteingebäude, welches direkt in den Berg gebaut wurde, präsentiert Monsieur Jacques seine wundervollen Kunstwerke.

Die Vasen, Töpfe und Amphoren wirken aber keineswegs leblos oder wie in einer Ausstellung, ganz im Gegenteil.

Vasen Ampholia Anduze

Es ist, als ob sie zu mir sprechen, um mir Geschichten aus ihrem langen Leben zu erzählen.

Kaum vorstellbar, dass sie gerade erst von Monsieur Jacques und seinen Mitarbeitern hergestellt wurden.

Während ich andächtig über die raue Oberfläche einer Vase streiche und den Geruch alter Stein, feuchter Erde und Honig einatme kommen wir ins Gespräch.

Wir reden über das Wetter, die vielen Touristen in diesem Jahr, deutsche Autos, seinen Lieblingssender Arte und sein Geschäft.

Es ist an der Zeit, das Leben zu genießen

Er ist nun fast 70 Jahre alt und will mit seiner Frau schon lange ruhiger treten.

„Nur noch so viel arbeiten, wie es uns guttut und vor allem das Leben endlich genießen“

Früher, als er jung war, da hatte er auch noch ein Geschäft in St. Tropez und pendelte zwischen der Côte d’Azur und seiner Heimat hin und her.

Aber es wird endlich Zeit auf Madame zu hören und weniger zu arbeiten.

Seine Vasen werden ihm förmlich aus den Händen gerissen, kaum dass sie fertig sind.

Inzwischen exportiert er in die ganze Welt und in seiner Werkstatt standen tatsächlich mehr versandfertige Kartons als Vasen zum Verkauf.

Vasen von Ampholia Anduze

Dass seine handgefertigten Töpfe so beliebt sind gefällt ihm natürlich sehr, aber dennoch ist es an der Zeit, endlich ruhiger zu treten und weniger zu arbeiten.

Das hat er seiner Frau Nicole versprochen.

„Früher hatten wir einige Angestellte und haben sehr viel gearbeitet. Zu viel, denn wir hatten keine Zeit das Leben zu genießen und uns an unseren Erfolgen zu freuen.

Dann haben wir beschlossen, etwas zu ändern und jetzt fertigen wir mit 2 Mitarbeitern gerade so viel wie es uns Freude macht.“

Während wir plaudern, schaue ich mich um und entdecke neben meisterlich gefertigten Vasen, wunderschöne handgefertigte Miniaturen von Oliven und Zikaden aus Ton.

Miniaturen aus Ton Oliven Zikaden

Französische Lebensart kommt nach Deutschland

Ein mediterran gedeckter Tisch erscheint vor meinem inneren Auge und gedanklich bin ich schon wieder in meinem Atelier, um die passenden Leinenservietten zu nähen.

Während ich noch überlege, erzähle ich Jacques von meinen Plänen, meinem Beruf und meiner Leidenschaft für französische Tischkultur.

Ein Lächeln huscht über sein Gesicht und er schenkt mir ein kleines Fläschchen mit Honig-Duftöl.

Ich sollte doch mal einen Tropfen auf die Tonminiaturen geben- jetzt endlich weiß ich, was für ein Duft mich in der Töpferei umgibt und so herrlich entspannt.

Kennst Du das Gefühl, wenn Du an einem fremden Ort bist und Dich plötzlich zuhause fühlst?

So ist es mir in der kleinen Töpferei Ampholia bei Monsieur Jacques passiert und darüber musste ich einfach schreiben.

Jacques Bertrand Ampholia

Meine Vase werde ich mir jetzt im Winter von Jacques Bertrand anfertigen und nach Deutschland senden lassen.  Ich freue mich schon jetzt riesig auf mein handgefertigtes Einzelstück von Ampholia.

Es wird mich immer an diesen einzigartigen Nachmittag im Sommer 2021 in Anduze erinnern.

La vie est belle

Nicole

Möchtest Du mehr über die Töpferei Ampholia erfahren, dann kommst Du hier direkt auf die Internetseite:

Poterie Ampholia Anduze – Spécialiste des patines anciennes (ampholia-anduze.com)

Werbung, unbeauftragt und unbezahlt

Nähkästchenplaudereien aus dem Atelier

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